Zypern gilt für viele als das perfekte Auswanderungsziel. 320 Sonnentage, EU-Mitglied, steuerlich attraktiv, multikulturell und entspannt. Doch in Zeiten geopolitischer Spannungen wird die Frage plötzlich laut: Ist Zypern wirklich noch sicher? Die Insel liegt nur rund 350 Kilometer von Israel entfernt – und genau dort sieht man seit Wochen Raketen einschlagen. Auch von Zypern aus.
In sozialen Medien kursieren Videos, auf denen man die Raketen vom zyprischen Festland aus beobachten kann. Das beunruhigt – sowohl Urlauber als auch Menschen, die dauerhaft auf der Insel leben oder auswandern möchten. In diesem Beitrag teilen wir unsere Einschätzung – direkt von vor Ort, ohne mediale Filter und Sensationsjournalismus.
Der eskalierende Konflikt im Nahen Osten, insbesondere zwischen Israel und dem Iran, hat Auswirkungen auf die gesamte Region. Obwohl Zypern selbst kein aktiver Konfliktpartner ist, befindet es sich geografisch nah am Geschehen – und wird dadurch medial stärker in den Fokus gerückt.
Zypern beherbergt mehrere britische und amerikanische Militärstützpunkte, was in manchen Medien dazu führt, dass die Insel als „potenzielles Ziel“ diskutiert wird. Gleichzeitig nutzen viele Menschen aus Israel Zypern aktuell als Transitland – entweder auf dem Weg in Sicherheit oder als Zwischenstation, bevor sie nach Hause zurückkehren können.
Wir leben seit mehreren Jahren auf Zypern. Und ja: Auch wir sehen die Entwicklungen – am Himmel, in den Flughäfen, in den Gesprächen mit Einheimischen und Expats. Einer von uns ist vor Kurzem nach Bali geflogen und konnte die Auswirkungen der aktuellen Lage unmittelbar erleben: Flugrouten über Israel wurden umgeleitet, Verbindungen gestrichen oder verschoben. Flughäfen wie Larnaka waren überfüllt, viele israelische Familien verbrachten dort ganze Tage, wartend, ungewiss.
Trotzdem bleibt unser Alltag weitgehend unverändert: Restaurants sind geöffnet, Schulen laufen normal, das öffentliche Leben geht weiter. Auch die Locals sind zwar aufmerksam, aber nicht panisch. Selbst Behörden warnen nicht explizit, sondern setzen eher auf "Vorsicht statt Alarmismus".
Zypern ist traditionell ein Land der Neutralität. Im Ukraine-Krieg zeigte man sich vermittelnd, auch im Nahost-Konflikt meidet die zyprische Regierung eindeutige Parteinahme. Diese Haltung trägt stark zur allgemeinen Stabilität bei.
Und doch: Die Nähe zu israelischen Luftwaffenstützpunkten, die Präsenz internationaler Truppen und die strategische Lage im Mittelmeer werfen Fragen auf. Die App „SafeCY“, die Bunkerstandorte anzeigen soll, trägt dabei eher zur Verwirrung als zur Aufklärung bei. Viele der angezeigten Schutzräume sind schlicht Tiefgaragen – oft verschlossen oder ungeeignet.
Wir haben eine Umfrage unter unseren Community-Mitgliedern durchgeführt – und das Ergebnis war deutlich:
➡ 86 % fühlen sich auf Zypern weiterhin unverändert sicher
➡ 12 % sind aufmerksamer, aber nicht ängstlich
➡ Nur 2 % gaben an, sich derzeit nicht mehr sicher zu fühlen
Diese Zahlen decken sich mit unserem persönlichen Eindruck. Natürlich wird diskutiert, natürlich gibt es Fragen. Aber es herrscht keine Angst. Vielmehr ist es ein bewusstes, reflektiertes Beobachten der Situation.
Während hier vor Ort vieles ruhig bleibt, schaukeln deutsche Medien und soziale Netzwerke die Situation stark auf. Sogar über eine mögliche Reisewarnung wurde spekuliert. Offiziell gibt es diese jedoch nicht. Lediglich eine "gesteigerte Aufmerksamkeit" wurde empfohlen – eine Formulierung, die leider schnell dramatisiert wird.
Ein Beispiel: Eine Familie, die erstmals nach Zypern reisen wollte, fragte in einer Facebook-Gruppe freundlich nach der aktuellen Lage. Die Reaktion einiger Gruppenmitglieder? Spott, Häme, abfällige Kommentare. Ein Paradebeispiel für den Ton, der in manchen Zypern-Foren herrscht – und für die Unsachlichkeit, die durch Unsicherheit und schlechte Informationsquellen entsteht.
Zypern ist nicht nur landschaftlich reizvoll, sondern auch politisch stabil und international vernetzt. Die NATO ist präsent, ebenso die UN. Viele Nationen haben hier diplomatische Beziehungen und Militärinteressen – was paradoxerweise auch eine gewisse Sicherheit mit sich bringt. Denn: Ein gezielter Angriff auf Zypern hätte globale Konsequenzen.
Zudem ist die Insel so international, dass Kinder in den Schulen mit Mitschülern aus aller Welt aufwachsen – ein echtes Plus für Familien, die nach einer weltoffenen, sicheren Umgebung suchen. Auch Sprachbarrieren gibt es kaum: Fast jeder spricht Englisch.
Wir verstehen, dass viele Menschen verunsichert sind. Die Lage im Nahen Osten ist angespannt, und Zyperns Nähe zu den Krisenregionen macht die Insel sichtbarer im medialen Fokus.
Aber aus unserer Sicht – und der Sicht vieler Locals und Expats – gibt es aktuell keinen Grund, aus Angst vor Raketenangriffen auf einen Zypern-Urlaub oder eine Auswanderung zu verzichten. Wer dennoch zögert, sollte die Lage weiter beobachten und sich informieren – aber bitte kritisch und ohne sich verrückt machen zu lassen.
Am Ende gilt zu beachten, dass die anfänglichen Aufwände, Gründungskosten und auch Buchhaltungskosten höher sind, die letztendliche Steuerlast jedoch deutlich geringer. Wenn Dein jährlicher Umsatz nicht dauerhaft mindestens 30.000 bis 40.000 € beträgt, könnte eine Limited auf Zypern uninteressant sein.